Hi Tina, schön, dass du dabei bist, freut mich sehr. Ich habe immer wieder gesehen, dass du deine Projekte unter Verwendung unserer Skullpaper-Produkte auf Instagram geteilt hast. Und so habe ich gedacht, ich schreib Tina einfach mal, ob sie Bock auf ein Interview hat.
Ja, und ich freue mich auch.
Erzähl uns einfach mal ein bisschen von dir, von deiner Arbeit und was du so auf Instagram postest…
Ich habe im September meinen Handmade-Shop offiziell gestartet, obwohl ich bereits seit vier Jahren Handarbeit betreibe, vor allem Nähen von Kinderkleidung. Ich habe vier Söhne und die meinten immer, Kochen und Backen seien meine einzigen Hobbys. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Also begann ich, über YouTube zu lernen und selbst zu nähen. Mein Problem, aber auch mein Segen, ist, dass mir vieles Spaß macht, was dazu führte, dass immer mehr Projekte dazu kamen… Als ich dann meinen Plotter hatte, kamen immer mehr Leute auf mich zu: “Ey Tina, du machst doch dies und das, kannst du nicht mal?” Und ich hab immer gedacht: "Ja, könnt ich schon…” Und so habe ich mich trotz vieler Neider im Handmade-Bereich dazu entschieden, alles offiziell zu machen und meldete im September mein Gewerbe an.
Mit was genau bist du dann gestartet?
Ich habe dann überlegt, was ich als Nächstes mache. Mit dem Plotter ist es toll, Sets anzubieten, gerade mit Kerzen. Mich reizte die Idee mit der Kerzenschiebefolie. Nach Recherche und Vergleichen auf Amazon habe ich mich dann für Skullpaper entschieden, obwohl es teurer ist als No-Name-Produkte. Ich möchte Qualität bieten, nur Produkte verwenden und empfehlen, die ich auch selbst nutzen würde. Also bestellte ich Skullpaper und experimentierte zunächst mit Stazon-Tinte und Stempeln, was mich anfangs nicht überzeugte. Dann versuchte ich es mit einem Laserdrucker, was besser funktionierte. Seitdem schwöre ich auf die Qualität von Skullpaper und bewerbe nur Produkte auf Instagram, die mich selbst begeistern.
Früher war mein Instagram privat und fokussierte sich rein aufs Nähen. Doch ich wollte auch andere Dinge zeigen und so suchten mein Mann und ich abends beim Brainstorming nach einem neuen Namen. „Süßkeks“, der Spitzname meines jüngsten Sohnes, schien passend, auch wenn meine Mutter zuerst dachte, die Leute könnten annehmen, ich verkaufe Kekse. Doch ich bekomme richtig gute Resonanz auf den Namen und habe mir mittlerweile bei Instagram auch einiges aufgebaut, worauf ich echt stolz bin.
Interessant, dass du viele Dinge spannend findest – das geht mir genauso. Hast du im Handmade-Bereich eine besondere Spezialität oder etwas, das du besonders gerne machst?
Ich gieße gerade begeistert mit Kerakraft, da man damit tolle Formen und Geschenksets, inklusive Kerzen, erstellen kann. Meine Spezialität ist das Individuelle. Kunden kommen mit einer Idee zu mir, und ich habe sofort passende Vorschläge. Egal ob es ein Spruch oder ein Design sein soll. Ich liebe es einfach personalisierte Produkte zu kreieren, wie personalisierte Kerzen für Konfirmationen, usw. Seit Januar habe ich, unterstützt von meinem Mann, der jetzt unser Laserspezialist ist, auch einen Laser im Einsatz.
Wir setzen auf das Selbstgemachte - nicht auf vorgefertigte Designs. Und das unterscheidet Süßkeks von vielen anderen. Individuelle, personalisierte Produkte.
Das ist entscheidend, um sich im Handmade-Bereich abzuheben, da es heute massenweise Handmade-Shops gibt. Wenn du dich nicht ein bisschen abhebst und einfach auf die Leute eingehst, hast du keine Chance. Und so bemühe ich mich immer authentisch zu bleiben, gerade auf Instagram, wo oft alles rein inszeniert ist. Ich lege mir nicht 5 Kilo Schminke auf, bevor ich irgendeine Story mache. Ich versuche immer absolut natürlich zu bleiben - immer absolut Tina.
Wenn jemand mit einer individuellen Idee zu dir kommt, wie findet diese Person dich? Über Instagram oder auf welche Weise?
Teilweise finden mich Leute über Instagram, aber ich habe auch einen WhatsApp-Katalog und -Channel. Zudem habe ich im Januar hier im Ort ein Selbstbedienungshäuschen eröffnet, wo auch meine Kerzen gut verkauft werden. Ich teile viel in den sozialen Medien und erhalte schnell Anfragen, egal ob über WhatsApp oder Instagram. Durch meine elfjährige Präsenz im Ort und meine Kommunikationsfähigkeit kommen auch viele lokale Kunden zu mir. Mein Hauptgeschäft ist hier lokal bei Leuten, die meine Arbeit schätzen. Im Mai nehme ich erstmalig an einem Frühlingsmarkt teil. Obwohl der Handmade Shop klein bleiben soll, habe ich kürzlich Aufträge ablehnen müssen wegen zu hoher Nachfrage und meiner Teilzeitarbeit. Ich arbeite oft abends, manchmal bis Mitternacht, um meine Ansprüche zu erfüllen und Produkte zu perfektionieren. Das, was ich mir selbst nicht hinstellen würde, das verkaufe ich auch nicht. Und so wird oft auch nochmal nachgearbeitet und das dauert einfach seine Zeit.
Du hast anfangs etwas über Neider erwähnt. Und auf deinem Instagram-Account sprichst du nicht nur über Produkte und Kreatives, sondern auch über persönliche Dinge, wie Selbstzweifel. Kannst du mehr über deine Erfahrungen mit Neidern erzählen?
Anfang des Jahres nahm ich an Instagram-Coachings teil, um zu lernen, wie man Follower und Käufer anzieht. Es wurde betont, dass man nicht nur Produkte, sondern auch sich selbst verkauft. Und so bin ich natürlich auch in vielen Handmade-Foren aktiv, wo leider oft Neid herrscht. Ich achte sehr darauf, für alles Lizenzen zu haben, ob Schriften oder Bilder. Trotz der strengen Regeln im Handmade-Bereich, wie Produktkennzeichnungen und Waschhinweise, halte ich mich an die Vorschriften, um qualitativ hochwertige Arbeit zu leisten.
Gerade in den Handmade-Foren gibt es unglaublich viel Konkurrenzdenken, besonders unter Frauen, die sich oft regelrecht zerfleischen und gerne darauf hinweisen, was andere alles “falsch” machen. Dies kann sehr herausfordernd sein.
Gerade das Thema und die Einhaltung von Vorschriften wie Produktkennzeichnungen, Waschhinweise etc. ist eine Herausforderung. Hier achte ich immer sehr darauf, nicht nur qualitativ hochwertige, sondern regelkonforme Arbeit zu liefern.
Seit September, als ich anfing, hatte ich die Möglichkeit, mich voll darauf zu konzentrieren, da ich meinem selbständigen Mann im Büro half. Jetzt, da ich wieder Teilzeit arbeite, weiß ich nicht, ob ich nochmal neu anfangen würde, da viel daran hängt. Ich pflege meine Produkte und meinen Instagram-Account, auch wenn ich manchmal dafür belächelt werde: ”Ah, jetzt wird sie Influencerin”, “Jetzt spricht sie in die Kamera” und all so Bla-Bla. Aber gerade dann denke ich mir: “jetzt erst recht”
Normalerweise frage ich gerne nach Tipps für Anfänger, die kreativ tätig sein wollen. Bei dir würde ich gerne wissen, wie man seine kreative Arbeit öffentlich zeigt, so wie du es tust. Gerade vor dem Hintergrund von Neidern und Hemmungen. Hast du Tipps?
Einfach Mut haben und sich trauen, trotz der strengen Bürokratie in Deutschland. Hätte ich die Chance, würde ich viel früher beginnen, besonders weil es heute schwieriger ist, auf Instagram sichtbar zu sein. Wichtig ist es, selbstbewusst aufzutreten und natürlich zu bleiben, was auch meine Community schätzt. Sie lieben es, dass ich ehrlich bin und keine Filter verwende.
Zur Absicherung arbeite ich mit einem Steuerberater zusammen, auch wenn mein Handmade-Shop klein ist. Dies hilft, eventuelle Probleme mit dem Finanzamt zu vermeiden. Ich empfehle auch Coachings zu nutzen, um die eigene Präsenz auf Instagram zu verbessern.
Vor kurzem habe ich mir ein eigenes Logo erstellen lassen, um ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen. Diese Veränderung hat meine Wiedererkennung verbessert. Es zeigt, dass kontinuierliche Präsenz sich auszahlt, und man sollte sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Mittlerweile ist es auch so, dass ich gerade hier bei uns im Ort angesprochen werde. “Oh, du bist doch die von Süßkeks, oder? Wir haben dich bei Instagram gesehen.” Das ist dann schon cool und freut mich auch. Wenn man dranbleibt und sich nicht unterkriegen lässt, dann zahlt sich das irgendwann aus.
Interessant, du hast auch deinen WhatsApp-Kanal erwähnt. Kannst du uns ein bisschen darüber erzählen, was es damit auf sich hat? Gibt es da einen Unterschied zu deinem Instagram?
Den WhatsApp-Kanal habe ich primär gemacht, um den Leuten zu zeigen, was ich lokal in meinem Selbstbedienungshäuschen verkaufe. Ich stelle da meine Produkte, die ich immer wieder im Häuschen auffülle, mit Bildern und Preisen rein. Und bei Facebook in unseren lokalen Gruppen habe ich diesen Kanal geteilt. Mittlerweile haben sich 50 Leute angeschlossen, was für unseren Ort echt gut ist. Über den Kanal können die Leute mir nicht direkt schreiben und mir ihre Wünsche schicken. Ich wollte, dass die Leute immer aktuell sehen, was sie in meinem Häuschen finden können, besonders weil ich viel saisonabhängig arbeite.
Ich hatte tatsächlich ein bisschen die Angst, dass nach Weihnachten erstmal eine Flaute kommt. Zu Weihnachten habe ich wahnsinnig viele Kerzen und Plotterprodukte verkauft. Ich habe Nikolausstiefel beplottet, was sich wirklich wahnsinnig gut verkauft hat. Und so dachte ich, nach Weihnachten wird es erstmal ruhiger, was aber nicht der Fall war.
Du gehst also sozusagen nahtlos von einer Saison in die nächste?
Ja, genau . Nach Weihnachten dachte ich, es könnte ruhiger werden, aber dann kam gleich der Andrang zu Ostern. Und dann geht es direkt weiter mit Valentinstag, Ostern, kirchlichen Feiern, Einschulungen, etc. Es ist immer was los, was natürlich super ist. Und im WhatsApp-Channel halte ich meine Kunden immer auf dem Laufenden.
Wie funktioniert das mit dem Selbstbedienungshäuschen genau? Können die Leute einfach kommen und nehmen, was sie möchten?
Genau, das Häuschen ist zwar klein, aber ich plane, es zu erweitern. Momentan haben die Leute die Möglichkeit, bar oder per PayPal zu zahlen. Es basiert alles auf Vertrauen, aber bis jetzt hatte ich keine Probleme mit Diebstahl. Die Produkte liste ich auf, und wenn etwas verkauft wird, streiche ich es von der Liste und fülle nach.
Und wenn jemand mehr über dich oder dein Geschäft erfahren möchte, wie erreicht man dich am besten?
Am besten über Instagram. Ich habe zwar einen Etsy-Shop, aber da sind die Gebühren hoch und es erfordert viel Werbung, also pflege ich ihn nicht aktiv. Instagram und mein WhatsApp-Katalog sind effektiver. Ich überlege, eine eigene Webseite zu erstellen, aber momentan reichen die sozialen Medien aus, um gut ausgelastet zu sein.
Vielen Dank, Tina, für all deine Einblicke. Gibt es noch etwas, das du hinzufügen möchtest?
Ich denke, ich habe ziemlich viel über mich und mein Geschäft erzählt. Was mir wichtig ist: Man sollte nicht nur das fertige Produkt sehen, sondern das ganze Paket und alles was dazu gehört. Gerade wenn man vor hat einen Handmade-Shop zu betreiben und Reichweite mit seinen Posts möchte, dann ist Selbstmarketing genauso wichtig.
Absolut. Vielen Dank für deine Zeit und die geteilten Erfahrungen, Tina. Weiterhin viel Erfolg mit all deinen Projekten.
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Bilder: ©Tina Konietzny